2019 SUMMER OF ENGINEERING Einst wegen steigendem Platzbedarf aus der Hannover Messe herausgelöst, hat sich die Ligna nach eigenen Angaben als Weltleitmesse der Holzindustrie etabliert. Hier dreht sich alles um den nachwachsenden Rohstoff, und zwar von der Ernte bis zur Fertigung. Beim Gedanken an Holz kommen einem direkt Bilder einer kleinen Schreinerei in den Kopf. Da liegen Hobelspäne auf einer Werkbank und der typische hölzerne Duft strömt in die Nase. Ganz so beschaulich geht es auf industrieller Ebene leider nicht zu. Hier kommt – etwa in der Möbelproduktion – großes Spezialgerät wie Plattenaufteilsägen, CNC-Bearbeitungsportale oder Kantenanleimmaschinen zum Einsatz, die mithilfe von großen Roboterarmen mit Material versorgt werden. Anstelle klassischer Handarbeit läuft hier eine automatisierte Fertigung. DREI UNTERNEHMEN – DREI LÖSUNGEN Um die Prozesse transparenter und effizienter zu gestalten, hält auch in dieser Branche Digitalisierung Einzug. Von den unterschiedlichen Lösungen für die Holzindustrie, wie sie auf der Ligna zu sehen sein werden, wollen wir hier drei etwas näher betrachten. Der Anbieter Tapio etwa hat sich mit seiner Cloudlösung ganz auf die Bedürfnisse der Holzbranche spezialisiert. Das Start-Up hat zwar seine Wurzeln beim Maschinenbauer Homag, agiert aber unabhängig und ist so auch gegenüber anderen Herstellern der Branche offen. Weitaus offener gestaltet sich die Mindsphere. Auf der von Siemens initiierten Plattform kommen alle Akteure, also Maschinenbauer, Anwender, App-Entwickler und Dienstleister zusammen – und das über alle Branchen hinweg. So finden sich hier zahlreiche Lösungen, die ebenso in der Holzindustrie Verwendung finden. Auf die beiden genannten Lösungen kommen wir später zurück. Zu Beginn schauen wir aber zunächst auf den italienischen Maschinenhersteller Biesse, der eine Software namens ‚Sophia‘ entwickelt hat. Diese hauseigene Lösung kommt nicht nur in den holzverarbeitenden Maschinen zum Einsatz, sondern wird in der gesamten Unter nehmensgruppe genutzt – also auch in der Steinsowie Glasbearbeitung. MEHR ZUM THEMA Mehr Informationen über die beteiligten Unternehmen finden Sie auf deren Webseiten sowie auf der Weltleit- Messe Ligna vom 27. bis 31. Mai 2019 in Hannover. n Biesse Halle 11, Stand: mehrere www.biesse.com n Siemens Halle 16, Stand C14 siemens.mindsphere.io n Tapio Halle 15, Stand G05 www.tapio.one 20 SUMMER of ENGINEERING 2019
VIDEO Sehen Sie hier unsere Video- Reportage über die Lösung Sophia von Biesse: SUMMERof 2019 ENGINEERING www.summer-of-engineering.de/biesse_v Die Recherche führt uns an die italienische Adriaküste nach Pesaro, gut 30 km südlich von Rimini. Dort am Biesse- Headquarter treffen wir Stefano Calestani. Er ist ‚Service Innovation Director‘ und verantwortlich für die Entwicklung von ‚Sophia‘, die in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Accenture entstanden ist. Der Name Sophia steht für die englischen Begriffe: Services, Optimization, Predictivity, Human, Innovation und Analysis – die ernannten Ziele. Erstmals vorgestellt wurde sie im Mai 2017 auf der Messe Ligna in Hannover. Wie eingangs erwähnt, ist Sophia in erster Linie für alle Maschinen der Unternehmensgruppe aus den Bereichen Holz, Glas und Stein konzipiert. Künftig sollen aber auch die Maschinen anderer Anbieter, sofern sie das Standard-Protokoll https nutzen, in die Plattform eingebunden werden. So könnten Betreiber im Idealfall auf alle Daten ihres gesamten Maschinenparks zugreifen. DATENSCHUTZ GEWÄHRLEISTET Ein Eingriff in die Steuerung der Maschine ist über Sophia nicht möglich, weil der Datentransfer ausschließlich von der Maschine zur Cloud, aber niemals umgekehrt erfolgt. Zur Absicherung der gesendeten Daten setzen die Entwickler neben der verschlüsselten Kommunikation via https eine doppelte Token-/Passwort- Authentifizierung ein. Zur Nutzung der Plattform stehen zwei Apps zur Verfügung: ‚Sophia IoT‘ und ‚Sophia Parts‘. Beide Applikationen gibt es sowohl für Android- als auch für Apple-Geräte. Erste ist für den Datentransfer und die Datenanalyse zuständig, also die gesamte IoT-Funktionalität. Hier bekommt der Anwender in Echtzeit einen kompletten Überblick über alle Informationen der Maschine, um sie entsprechend managen zu können. In erster Linie sind das Daten zu Produktivität und Servicezustand der Maschine, also Daten über die Auslastung, den Wartungszustand, als auch die Historie von unplanmäßigen Maschinenstillständen oder den Status von Serviceeinsätzen. So soll dem Kunden eine leistungsfähige Plattform geboten werden, um eine Vereinfachung und Rationali sierung der Arbeitsabläufe zu erreichen, mit dem Ziel die Maschine so effizient wie möglich einzusetzen. SUPPORT PER VIDEOCHAT Über die App können sich Bediener oder Kunde auch per Videostream interaktiv mit dem Support von Biesse in Verbindung setzen. Dabei ist das gesamte weltweite Service-Netzwerk von Biesse mit einander verknüpft. Dank der globalen Abdeckung stellt das Unternehmen seine Serviceleistungen zu jeder Zeit (24/7) und an jedem Ort der Welt sicher. Per Ferndiagnose ist der Servicemitarbeiter in der Lage, live die Performance der Maschine zu analysieren und entsprechenden Support zu liefern, ohne zwingend persönlich vor Ort sein zu müssen. Dabei hat er Zugriff auf die Maschinendaten und so bereits sämtliche notwendigen Informationen zur Hand, um möglichst schnell helfen zu können. Falls das System von sich aus einen erforderlichen Wartungseingriff bemerkt, sendet die Überwachungsfunktion eine entsprechende Push-Nachricht. Das spart Zeit und Aufwand. Im Wartungs- oder Servicefall informiert die App nicht nur darüber, welche Teile benötigt werden, sondern übergibt diese Informationen auch an die App ‚Sophia Parts‘. Hier erfährt der Anwender, ob die Ersatz- oder Zubehörteile aktuell verfügbar sind, IM NÄCHSTEN SCHRITT ÖFFNEN WIR UNSERE PLATTFORM SOPHIA AUCH FÜR MASCHINEN ANDERER HERSTELLER und kann diese auch gleich ordern. So lässt sich der Teilenachschub auf ganz einfache Weise managen. Darüber hinaus stehen auf der Plattform auch stets aktuelle Dokumentationen und technische Zeichnungen der jeweiligen Maschine zur Verfügung, so können sowohl Kunden und Betreiber, als auch Händler und Niederlassungen auf alle Informationen und Teilelisten zugreifen. VIDEOREPORTAGE Im Business Center in Pesaro laufen mehrere Maschinen, die per Sophia vernetzt sind. Wir trafen hier auf Service Project Manager Igor Fiorini, der uns die Benutzeroberfläche von Sophia zeigte. Selbstverständlich haben wir darüber eine kleine Videoreportage gedreht. Darin erklären er und Stefano Calestani die Highlights von Sophia und geben Einblicke ins Testzentrum von Biesse. Schauen Sie gleich mal rein! 01 Stefano Calestani ist Service Innovation Manager und am Headquarter in Italien maßgeblich für die Plattform Sophia verantwortlich 02 Im Business Center zeigt uns Service Project Manager Igor Fiorini die Daten der vernetzten Holz bearbeitungsmaschinen auf PC und Tablet 01 02 SUMMER of ENGINEERING 2019 21
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